Der Cannabis Verband Deutschland (CVD) nimmt Bezug auf die am 18. Mai 2025 im Hamburger Abendblatt veröffentlichte Berichterstattung, in der Prof. Dr. Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) einen Anstieg des Heroinkonsums unter Jugendlichen in Hamburg mit der Legalisierung von Cannabis in Verbindung bringt. Wir betrachten diese Aussagen mit Sorge, da sie auf unbelegten Behauptungen basieren und nicht durch aktuelle Daten gestützt werden.
Wir sehen in der Berichterstattung einen klaren Verstoß gegen den Pressekodex. Die Sichtweise von Prof. Thomasius wurde ohne Belege sowie ohne adäquate Einordnung in den Zahlen und Erfahrungen staatlicher und präventiver Institutionen veröffentlicht. Dadurch sehen wir die Wahrhaftigkeit und die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt. Der Artikel stellt somit aus unserer Sicht eine verzerrte Medizin-Berichterstattung dar.
1. These: Anstieg des Heroinkonsums unter Jugendlichen
Prof. Thomasius schildert, dass seit der Cannabis-Legalisierung ein „Revival des Heroinkonsums“ unter Jugendlichen zu beobachten sei – ohne hierzu belastbare Zahlen oder Quellen zu nennen.
Seine Aussage steht im Widerspruch zu den aktuellen Zahlen der Hamburger Sozialbehörde, die mitteilt, dass die Fallzahlen von Minderjährigen mit Opioid-Problematik in der Suchthilfe in den letzten Jahren stabil zwischen 20 und 22 Fällen liegen. Auch aus den Drogen-Beratungsstellen der Sozialbehörde liegen keine Rückmeldungen vor, die die These von Prof. Thomasius stützen.
Vertreter von Sucht.Hamburg, dem Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) sowie dem Institut für Suchtforschung Frankfurt am Main (ISFF) kritisieren die Äußerungen von Prof. Thomasius und weisen darauf hin, dass nach ersten Sichtungen der unter Hamburger Jugendlichen erhobenen SCHULBUS-Daten aus den Jahren 2024/25 keine entsprechenden Hinweise ableiten lassen.
Einzig das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf stellt in ihrer Suchtambulanz eine erhöhte Behandlungsanfrage durch heroinkonsumierende Jugendliche fest, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
2. These: Zusammenbruch des Cannabis-Schwarzmarkts / Heroin-Gratisgaben durch Dealer
Die Behauptung, der Schwarzmarkt für Cannabis sei aufgrund der Legalisierung eingebrochen, kann weder von der Polizei Hamburg noch von der Sozialbehörde bestätigt werden. Es sei keine wesentliche Veränderung im Umgang mit illegalem Cannabis festzustellen. Nach wie vor würden illegaler Handel, Einfuhr und Schmuggel von Cannabis registriert.
3. Unbelegte Kausalität zwischen Cannabis-Legalisierung und Heroinkonsum
Die Annahme, dass die Legalisierung von Cannabis zu einem Anstieg des Heroinkonsums führt, entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage.
Das UKE, welches eine Zunahme an Anfragen in ihrer Ambulanz festgestellt hat, verweist auf Nachfrage darauf, dass es sich um die persönliche Auffassung von Prof. Thomasius handelt.
Aktuelle Studien, wie das DHS Jahrbuch Sucht 2025, zeigen keine signifikante Zunahme des Heroinkonsums unter Jugendlichen in Deutschland. Vielmehr liegt die 12-Monats-Prävalenz für den Konsum von Heroin und anderen Opiaten bei 0,1 % in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen. (Quelle: https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Jahrbuch_Sucht/JBSucht2025_komplett_WEB.pdf)
Fazit
Der CVD befürwortet eine sachliche und evidenzbasierte Diskussion über die Auswirkungen der Cannabis-Legalisierung. Pauschale Behauptungen ohne empirische Grundlage tragen nicht zu einer konstruktiven Debatte bei und können unbegründete Ängste in der Bevölkerung schüren.
Die vom CVD eingeholten Stellungnahmen der Hamburger Sozialbehörde und der Polizei als auch die Stellungnahme von Sucht.Hamburg, ISD sowie ISFF widersprechen den Aussagen von Prof. Thomasius. Es gibt derzeit keine belastbaren Daten, die einen Anstieg des Heroinkonsums unter Jugendlichen infolge der Cannabis-Legalisierung belegen. Wir fordern daher eine differenzierte und faktenbasierte Diskussion über die Auswirkungen der Legalisierung und stehen für einen konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten zur Verfügung.
Quellen
- Hamburger Abendblatt: „UKE: Cannabis-Freigabe führt zu Heroin-Konsum von Jugendlichen“ (18.05.2025)
- Antwort der Hamburger Sozialbehörde auf Anfrage des CVD (20.05.2025)
- Antwort der Polizei Hamburg auf Anfrage des CVD (20.05.2025)
- Antwort des UKE auf Anfrage des CVD (21.05.2025)
- Stellungnahme Sucht.Hamburg, ISD und ISFF (22.05.2025)
(https://www.sucht-hamburg.de/images/08_Kategorien/Pressemitteilungen/2025/Stellungnahme_zum_Abendblatt-Artikel_vom_16-05-2025.pdf) - DHS Jahrbuch Sucht 2025 (https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Jahrbuch_Sucht/JBSucht2025_komplett_WEB.pdf)
Für Rückfragen und weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.
Cannabis Verband Deutschland i.G.
Vorstand: Stephanie Möller, Elmar Daniel, Alberto Licona & Christian Joel
Öffentlichkeitsarbeit: Elmar Daniel & Alberto Licona
E-Mail: presse@cannabisverband-deutschland.de
Web: https://cannabisverband-deutschland.de/
Instagram: @cannabisverband_deutschland
X: @cannabisverband_de