Bild der Studie: "Effect of Cannabidiol and A9-Tetrahydrocannabinol on Driving Performance: A Randomized Clinical Trial"

Cannabis und Fahrleistung: Auswirkungen von THC und CBD

Die zunehmende Liberalisierung von Cannabis wirft verkehrsmedizinische Fragen auf. Eine randomisierte, placebokontrollierte Crossover-Studie an der Universität Maastricht untersuchte daher, wie unterschiedlich zusammengesetzte Cannabisdämpfe die Fahrtüchtigkeit junger, gelegentlicher Konsumierender Menschen beeinflussen. 26 Teilnehmende (Ø 23 Jahre) vaporisierten in vier Sitzungen entweder THC-dominiertes, CBD-dominiertes, THC/CBD-äquivalentes Cannabis (je 13,75 mg Wirkstoff) oder Placebo und absolvierten anschließend standardisierte 100-km-Fahrten auf öffentlichen Straßen.

Auswirkungen auf die Fahrleistung

THC-dominiertes Cannabis: Erhöhter Spur­abweichungs­wert (SDLP*) um +2,33 cm gegenüber Placebo 40 – 100 Minuten nach Konsum – vergleichbar mit ~0,05 ‰ Blutalkohol. Nach vier Stunden war der Unterschied nicht mehr signifikant.
THC/CBD-äquivalentes Cannabis: Ähnliche Beeinträchtigung (+2,83 cm SDLP) im selben Zeitfenster; ebenfalls kein messbarer Effekt mehr nach vier Stunden.
CBD-dominiertes Cannabis: Kein statistisch signifikanter Anstieg des SDLP zu irgendeinem Messzeitpunkt, sodass reine CBD-Inhalation als verkehrssicher gilt.
Placebo: Konstante Fahrleistung ohne relevante Spurabweichung.
*SDLP = Standard Deviation of Lateral Position, ein etabliertes Maß für Schlangenlinienfahren, Abdriften oder Übersteuern.

Sicherheitsprofil und Studiengrenzen

Dauer der Beeinträchtigung: THC-bedingte Einschränkungen hielten bis ca. 4 Stunden an; wer früher fährt, riskiert eingeschränkte Reaktions- und Spurhaltefähigkeit.
Teilnehmerkollektiv: Junge, gesunde Gelegenheitskonsument*innen – Ergebnisse lassen sich nicht eins zu eins auf Viel- oder Erstkonsumierende übertragen.
Wirkstoffdosis: Die geprüften 13,75 mg Wirkstoff liegen im mittleren Bereich; stärkere THC-Konzentrationen könnten länger oder stärker wirken.
Übertragbarkeit auf die Praxis: Feste Prüfstrecke, Tageslicht und leichte Verkehrsdichte schaffen Standardbedingungen; komplexe Verkehrssituationen (Nacht, Regen, Stadtverkehr) wurden nicht abgebildet.

Fazit

THC – ob allein oder in Kombination mit CBD – beeinträchtigt die Spurtreue spürbar für bis zu vier Stunden nach dem Vaporisieren. Reines CBD zeigt dagegen keine statistisch nachweisbare Fahr­beeinträchtigung, schließt aber minimale Effekte nicht völlig aus. Wer Cannabis mit THC konsumiert, sollte deshalb mindestens vier Stunden bis zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr warten. Politik, Medizin und Verkehrssicherheit können die Ergebnisse nutzen, um realistische Wartezeiten und Teststrategien zu definieren.

Quelle:

Arkell TR et al. (2020): Effect of Cannabidiol and Δ9-Tetrahydrocannabinol on Driving Performance: A Randomized Clinical Trial. JAMA 2020; 324(21): 2177-2186. doi:10.1001/jama.2020.21218.

Die Studie ist kostenfrei abrufbar unter:
https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2773562